Karl Christian                             Leben und Streben

von Mann                                    (Nach einer Alpenreise)

um 1800                                                        

In den Hochgebirgen will ich leben,

Wo die Alpenröslein fröhlich blüh’n,

Wo die Wolken aus den Bergen zieh’n,

Hoch die Adler in den Lüften schweben!

 

Wo sich die Felsenmassen dräuend heben,

Tosend aus zerriss’nen Schlünden kühn

Wasserfälle Silberschäume sprüh’n

In den Alpen will ich fürder leben!

 

Auf dem Alpengipfel will ich sterben!

Nah’n die Stunden einst, die letzten, herben,

Schau’ ich unter mir der Erde Thal,

 

Ueber mir der Sterne Reich, das All;

So, mit gläub’gem Blicke himmelwärts,

Breche dann mein Auge und mein Herz!

 

 

 

Karl Christian                             Blick nach Oben

von Mann

um 1800                                                         Aufwärts, immer aufwärts sollst du schauen

Zu dem Höher’n, zu dem Geisterleben.

Aufwärts, immer aufwärts sollst du streben

Zu den Sternen, zu den Himmelsauen!

 

Auf der Erde Moor kannst du nicht bauen.

Wirst du hier erschau’n Gemeines neben

Trug und Lug dem Haß und Neid ergeben;

Wird dir sinken Glaube und Vertrauen.

 

Was sind Gold, was Ehren, Orden, Kronen?

Tand für Wesen, die im Staube wohnen.

Hohes senkt ins Erdenthal sich nicht.

 

Hier ist Dunkel. Wahrheit und das Aechte

Leuchten selten in die ird’schen Nächte.

Aufwärts schaue! Dort ist Sonnenlicht!